Das Gebet für Profis

Nov 11 / Islamicmentors
Dieser Artikel beinhaltet eine genaue Beschreibung des rituellen Gebets, bei der auch freiwillige Teile des Salah enthalten sind. Er ist für Muslime gedacht, die bereits einen großen Teil des Gebets auswendig beherrschen und zusätzlich weitere freiwillige Taten einbauen möchten. Neben verschiedenen kurzen Gebeten finden sich hier deshalb auch kurze Suren des Koran, die man neben der Fatiha rezitieren kann. Außerdem erläutert der Artikel die verschiedenen Positionen und Fachbegriffe, die das Gebet betreffen.

Die erste Raka im Gebet

Der Artikel „Das Gebet für Fortgeschrittene“ erklärte bereits den größten Teil der Gebetspositionen und der verpflichtenden Gebetstexte. Daher wiederholt dieser Artikel die Reihenfolge der Schritte des vorherigen Artikels nicht alle, sondern beschreibt die Positionen genauer und fügt neue, freiwillige Texte hinzu.

Takbiratu-l-ihram
Am Anfang des Gebets stellt man sich in Richtung Qibla auf. Bei der stehenden Position ist zu beachten, dass die Füße weder zu nahe beieinander noch zu weit auseinander sind. Eine bequeme Stehposition, in der die Füße etwa schulterbreit voneinander entfernt sind, ist optimal. Beim Heben der Hände sollten diese etwa die Höhe zwischen Schultern und Ohren erreichen. In dieser Position sagt man „Allahu akbar“. Dies bedeutet in etwa „Allah ist der Größte“. Spricht man diese Worte, so sollte man alle anderen Gedanken vergessen. Man sollte sich deutlich machen, dass Allah größer als alle Angelegenheiten ist und sich vollkommen auf das Gebet konzentrieren. Die Eröffnung des Gebets mit dem Heben der Hände und dem Sprechen von „Allahu akbar“ heißt auf Arabisch Takbiratu-l-ihram.

Qiyam
Im nächsten Schritt legt man die Hände aufeinander, wobei die rechte Hand auf der linken Hand liegt. Hier gibt es verschiedene Versionen, wo genau diese beiden Hände platziert werden. Die meisten Muslime weltweit legen sie unter den Bauchnabel. Sie können aber auch darüber oder auf der Brust platziert werden. Diese Haltung wird Qiyam genannt.

Das Eröffnungsgebet
Noch vor der Zufluchtnahme bei Allah vor dem Teufel und dem Aufsagen der Fatiha gibt es ein freiwilliges Bittgebet, das Eröffnungsgebet. Man liest es direkt nach dem ersten Takbir (dem ersten Allahu akbar) und nur in der ersten Raka des Gebets, also am Anfang der ersten Gebetseinheit. Das Gebet lautet wie folgt:

Subhanak Allahuma wa bi-hamdika – Gepriesen und gelobt seist Du, oh Allah

Wa tabakara-s-muka - und gesegnet ist Dein Name

Wa taʿala dschad-duka - und hoch erhaben ist Deine Majestät

Wa la ilaha ghairuk - und es gibt keinen Gott außer dir.

Beim Sprechen dieses Gebets verbleibt man in der stehenden Haltung, dem Qiyam. Anschließend spricht man Aʿudhu billahi minasch-schaitanir-radschiem (Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Satan) und danach die Fatiha.

Al-Fatiha
Die Fatiha wurde bereits in früheren Artikeln behandelt. Sie ist die erste Sure des Koran und wird deshalb auch „die Eröffnende“ genannt. Beim Lesen der Fatiha ist es vorteilhaft, die Bedeutung der Worte zu kennen, um demütiger und konzentrierter im Gebet zu sein. Sie enthält beispielsweise einige Zeilen, in denen man Allah um Rechtleitung bittet. Nach der Sure sagt man laut „Amin“, was so viel bedeutet wie „Oh Allah, erhöre mein Gebet“.

Eine weitere Sure
In der ersten und zweiten Raka eines jeden Gebets fügt man normalerweise eine weitere Sure nach der Fatiha hinzu. Einige Suren des Koran sind sehr kurz und durch die darin enthaltenen Reime leicht auswendig zu lernen. Am Ende dieses Artikels werden einige dieser Suren aufgeführt.

Rukuʿ
Nach dem Rezitieren der zweiten Sure spricht man wieder den Takbir und beugt den Oberkörper nach vorne. Dabei sollte der Rücken gerade sein und die Hände die Knie umgreifen. Wenn die Finger dabei nicht zu eng beieinander sind, sondern weit geöffnet, ist es einfacher, diese Position zu halten. Diese Stellung heißt Rukuʿ. Ist man vollständig in der Verbeugung, sagt man die Worte „Subhana rabbiya-l adhiim“. Dies bedeutet in etwa „Gepriesen sei mein Herr, der Gewaltige!“. Man wiederholt diese Worte entweder nur einmal oder mehrmals, bis zu sieben Mal, wobei mehrere Wiederholungen besser sind.

Qiyam
Anschließend richtet man sich wieder in den Qiyam auf, wobei man „sami Allahu liman hamida“ sagt. Die Bedeutung dessen ist „Allah erhört denjenigen, der Ihn lobpreist“. Steht man dann wieder aufrecht da, so sagt man „Rabbana wa laka-l-hamd“- Unserem Herrn gebührt die Lobpreisung.

Sujud
Mit den Worten „Allahu akbar“ wirft man sich danach nieder. Dabei geht die Mehrheit der Muslime zuerst mit den Beinen nach unten und nicht mit den Händen, wobei beides in Ordnung ist. Die Knie, Handflächen, Stirn, Nase und die Zehen berühren den Boden und zeigen alle in Richtung Qibla. Die Füße dürfen nicht in der Luft schweben, sondern sollten sich mit den Zehen fest auf dem Boden befinden. Dies ist einfacher, wenn man die Fersen dicht aneinander hält. Diese Position ist der Sujud, die Niederwerfung. Sie ist die beste Position, um Bittgebete zu sprechen. Davor sagt man, ähnlich wie im Ruku, die Worte „Subhana rabbiya-l-aʿla“ – Gepriesen sei mein Herr, der Allerhöchste. Auch dies wiederholt man zwischen einmal und siebenmal.

Sitzende Haltung
Aus der Niederwerfung richtet man sich mit den Worten „Allahu akbar“ wieder auf und nimmt eine sitzende Haltung ein. Bei dieser sollte der linke Fuß unter dem Gesäß und der rechte Fuß mit den Zehen auf dem Boden Richtung Qibla aufgerichtet sein. Dies erfordert zunächst etwas Anstrengung und kann auch wehtun, da die Sehnen sich erst dehnen müssen. Ist diese Sitzhaltung zu anstrengend, kann man auch den rechten Fuß auf den linken legen und sich auf beide setzen. In dieser Haltung legt man seine Hände auf die Oberschenkel, kurz vor den Knien und sagt zweimal: „Rabbi-ghfir li!“ Das heißt soviel wie „Mein Herr, vergib mir!“ Danach begibt man sich ein zweites Mal in den Sujud und wiederholt die Worte „Subhana rabbiya-l-aʿla“.

Weitere Gebetseinheiten

Weitere Gebetseinheiten werden genau wie die zuvor beschriebene verrichtet. Es ist jedoch besser, bei der zweiten Raka eine andere Sure als bei der ersten zu rezitieren. Bei der zweiten Niederwerfung bleibt man nun in der sitzenden Haltung sitzen und liest den Taschahhud. Diesen und seine Bedeutung findet man in vorherigen Artikeln erklärt. Die freiwillige Tat des Taschahhud ist das Heben des Zeigefingers an der Stelle der Schahada. Diese Sunna wird nicht von allen Muslimen gleich praktiziert. Einige bewegen ihn während des gesamten Taschahhuds auf und ab, einige heben ihn nur an der Stelle der Schahada und wieder andere bewegen ihren Zeigefinger gar nicht. Die Variante, die am häufigsten vorkommt, ist die, dass die Hand während des Taschahhuds flach auf dem Oberschenkel gehalten wird. Kommt man zu der Stelle, an der die Schahada gesagt wird (Aschadhu an la ilaha illa Allah), erhebt man seinen rechten Zeigefinger in Richtung Qibla. Dabei bilden Daumen und Fingerkuppe des Mittelfingers einen Ring. Der Finger bleibt ausgestreckt, bis die Schahada zu Ende ist, danach legt man die Hand wieder flach auf den Oberschenkel.

Befindet man sich in der letzten Raka des Gebets, liest man anschließend die Segenswünsche auf den Propheten, ansonsten steht man auf und betet die verbleibenden Rakaʿat. In der dritten und vierten Raka wird jedoch neben der Fatiha keine weitere Sure gelesen. Nach den Segenswünschen, welche in „Das Gebet für Fortgeschrittene“ näher erklärt wurden, schließt man das Gebet mit den Worten „As-salamu ʿalaikum wa rahmatul-lah“ ab. Dies bedeutet so viel wie „Der Friede sei mit dir und die Barmherzigkeit Allahs“. Dies wird zweimal gesagt, während der Kopf einmal nach rechts und einmal nach links gedreht wird, der Name dieser Handlung ist Taslim. Den Taslim sagt man jedoch auch, wenn man sich gegenseitig begrüßt. Wird das Gebet damit abgeschlossen, so gilt es auch als eine Begrüßung der Mitbetenden und den anwesenden Engeln.

Fazit

Diese ausführliche Beschreibung des Gebets kann noch mit vielen weiteren Details ergänzt werden, die der neue Muslim jedoch mit der Zeit lernen wird. Vor allem im Gemeinschaftsgebet kann man oft einiges von Anderen beobachten und übernehmen. Zunächst ist es am wichtigsten, dass das Gebet die verpflichtenden Handlungen enthält und rechtzeitig und so konzentriert wie möglich verrichtet wird.