Der vorliegende Artikel behandelt die erste Säule des Iman, den Glauben an Allah. Bereits frühere Artikel widmeten sich den Säulen des Iman und dem Glauben an einen Gott. In diesem Artikel soll deshalb besonders auf den Monotheismus (Tauhid) und dessen Gegenteil, den Polytheismus (Schirk) eingegangen werden. Dazu beschreibt er zunächst einige logische Argumente für die Existenz eines Gottes. Daraufhin folgt der Monotheismus, erläutert mit seinen verschiedenen Aspekten und der Polytheismus, der in den kleinen und den großen Schirk aufgeteilt wird. Am Ende gibt der Artikel einige Beispiele für Arten des Polytheismus, die zur heutigen Zeit noch stark verbreitet sind.
Die Existenz eines Gottes
Im Allgemeinen ist es nicht nötig, die Existenz Allahs durch wissenschaftliche, mathematische oder philosophische Argumente zu begründen. Die Überzeugung, dass es einen Gott oder ein höheres Wesen gibt, ist dem Menschen angeboren und wird auf Arabisch Fitra genannt. Es ist eine natürliche Veranlagung und kein Ergebnis eines Lernprozesses, Allah zu erkennen. Dennoch kann diese Veranlagung durch äußere Einflüsse wie die Erziehung gestört werden. So sagte der Prophet, Friede sei mit ihm, dazu: „Es gibt kein Kind, das nicht mit einem natürlichen Glauben an Allah geboren wird. Doch seine Eltern machen es zu einem Juden, Christen oder Feueranbeter“ [Bukhari, Muslim].
Die im Hadith genannten Religionen können auch mit jeder anderen Religion oder Ideologie, die heute vertreten ist, ergänzt werden. Schlussendlich erziehen die Eltern ihre Kinder nach der eigenen Glaubensrichtung. Jedoch bleibt die natürliche Veranlagung, an einen Gott zu glauben, im Menschen vorhanden. Dies sieht man besonders in Notlagen, wenn sogar Atheisten anfangen zu beten, obwohl sie sonst die Existenz eines Gottes leugnen. Dieser Rest der Fitra, der natürlichen Veranlagung zum Islam, kann einem Menschen helfen, zur Religion zurückzufinden. Beschäftigt man sich mit der Frage nach Gott, so bezeugt bereits der gesunde Menschenverstand Seine Existenz.
Ein jedes Produkt ruft im Betrachter die logische Schlussfolgerung hervor, dass es jemand produziert haben muss. Je besser das Produkt ist, um so besser muss auch der Erschaffer sein. Ein Kugelschreiber, ein Auto oder ein Flugzeug können unmöglich zufällig entstanden sein. So verhält es sich auch mit dem Kosmos, der von riesigen Strukturen bis zu winzigsten Lebewesen alles beinhaltet. Von den großen Zusammenhängen bis zum kleinsten Detail macht alles einen Sinn. Daher deutet das gesamte Universum auf die Existenz eines allwissenden Schöpfers hin. Es gibt auch viele andere Arten, wie ein Mensch die Existenz Gottes für sich begründet sehen kann. Für manche ist der Beweis ein beantwortetes Gebet, für andere sind es die Wunder der Propheten und Gesandten Gottes. Die offenbarten Schriften beinhalten präzise Voraussagen über die Zukunft und haben keine Logikfehler. Denkt man darüber logisch nach, so besteht kein Zweifel daran, dass Allah existiert. Daher beschreibt der Erhabene auch im Koran, dass Seine Gesandten sagten:
„Gibt es denn einen Zweifel über Allah, den Erschaffer der Himmel und der Erde?“ [Koran 14:10]
Es handelt sich hierbei um eine rhetorische Frage. Sucht man mit offenem Herzen nach der Wahrheit, so wird man die Existenz Allahs nicht abstreiten können.
Der Monotheismus (Tauhid)
Für den Islam ist es nach dem Glauben an die Existenz Allahs wichtig, dass auch an Seine Einheit und Einzigartigkeit geglaubt wird. Dies ist das Konzept des Monotheismus, dem Glauben an einen einzigen Gott. Im Arabischen wird es Tauhid, der Eingottglaube, genannt. Der Tauhid ist bereits im islamischen Glaubensbekenntnis eingebettet, in dem man bezeugt, dass niemand außer Allah das Recht hat, angebetet zu werden.
Der Glaube an Allah beinhaltet vier wesentliche Grundzüge. Davon ist der erste der Glaube an Seine Existenz. Die nächsten drei gehören zu den Kategorien des Tauhids, welche die folgenden Kapitel näher erläutern.
1. Jegliche Anbetung und Gottesdienste gebühren Allah allein
Die erste Kategorie des Tauhids ist, dass die Anbetung und der Gottesdienst nur zu Allah gerichtet werden dürfen. Diese Voraussetzung gilt für alle Arten der Anbetung, seien diese nun im Privaten wie das nächtliche Gebet oder auch nach außen sichtbar wie das Spenden. Sie alle müssen allein für Allah verrichtet werden und keiner anderen Absicht entspringen. Neben Allah darf nichts und niemand angebetet werden, Er hat keine Partner oder Teilhaber und nichts kommt ihm gleich. So sagt Er in Sure al-Baqara:
„Euer Gott ist ein einziger Gott. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen“ [Koran 2:163]
Zu bezeugen, dass die Anbetung Allah alleinig gebührt, lässt einen Nichtmuslim zum Muslim werden. Dies ist die zentrale Botschaft des Islams und der erste Teil des islamischen Glaubensbekenntnisses. Es war auch der zentrale Punkt aller früheren Propheten, die von Allah gesandt wurden, wie etwa Abraham, Isaak, Moses und Jesus bis hin zu Muhammad, Friede sei mit ihnen. An mehreren Stellen im Koran beschreibt Allah, wie die früheren Propheten ihre Völker zum Monotheismus aufriefen. So sagte etwa der Prophet Shuʿaib zu seinem Volk Madyan:
„Oh mein Volk, dient Allah! Keinen Gott habt ihr außer Ihm“ [Koran 11:84].
Ist man davon überzeugt, dass Allah der Einzige ist, der Leben gibt, sterben lässt und die Menschen versorgt, so ist es nur logisch, dass Er auch als Einziger angebetet wird.
Zu der Anbetung im Islam gehören alle Handlungen, Aussagen oder Gefühle im Herzen, die eine Person näher zu Allah führen. Dazu zählen physische Arten der Anbetung, wie das Gebet, das Fasten, Spenden und die Pilgerfahrt. Es gibt jedoch auch innere Arten der Anbetung wie der Glaube und die Überzeugung von den sechs Säulen des Glaubens. Auch das Vertrauen in Allah, die Gottesfurcht und die Verehrung Gottes sind ein Akt der Anbetung. Diese Handlungen werden durch den Koran oder die Sunna des Propheten vorgeschrieben. Zwei Bedingungen müssen erfüllt werden, damit die Anbetung von Allah akzeptiert wird. Zunächst einmal muss die Anbetung einzig und allein für Allah durchgeführt werden. Eigene grundlegende Wünsche der Seele, wie der Wunsch nach Anerkennung durch andere, dürfen keine Rolle spielen. Dies würde gegen den Grundsatz verstoßen, dass man niemandem eine Form der Anbetung widmen darf, nicht einmal dem eigenen Ego. Ein Akt der Anbetung ist nur dann korrekt, wenn er aus Ehrfurcht und Angst vor Allah, aus Liebe zu Ihm und in Hoffnung auf die jenseitige Belohnung getan wird. Außerdem muss er mit den Lehren des Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, übereinstimmen und darf ihnen nicht widersprechen. Die Anbetung muss genauso durchgeführt werden, wie er sie den Menschen vorgemacht hat, ohne jegliche Ergänzung oder Auslassung. Damit beweist man, dass man Allahs Gesandten mit seiner Botschaft akzeptiert und sich ihn zum Vorbild nimmt.
2. Der Glaube an Allah als alleiniger Herrscher
Eine weitere Grundlage des Tauhids ist der Glaube daran, dass Allah der alleinige Herrscher des Universums ist, der versorgt und alle Dinge nach Seinem Willen lenkt. Er ist der Gesetzgeber, der über das menschliche Leben und die materielle Welt herrscht und in ihr alles entscheidet. Genauso ist Er auch der Herrscher und Entscheider über alle anderen Welten, die die Menschen nicht sehen können. Alles, was existiert, unterliegt Ihm. Allah erschafft alle Dinge und leitet sie, sie gehören Ihm und Er besitzt sie. Leben im Universum wurde alleine durch Seinen Willen hervorgebracht und nicht etwa durch zufällige Reaktionen. Jede Aufrechterhaltung und jeder Fortbestand hängen von Ihm ab. Auch ist es falsch, zu glauben, dass Allah das Universum nach festgelegten Gesetzen erschuf, nur um es dann seinem eigenen Lauf zu überlassen. Seine Macht ist in jedem Moment für den Fortbestand aller Dinge notwendig und nichts geschieht gegen Seinen Willen. Zudem ist Allah der alleinige und letzte Richter über die Menschen, der jedem vergelten wird, was er im Laufe seines Lebens tat. Zu diesem Thema sagte Allah im Koran:
„Sprich: Wer versorgt euch vom Himmel her und aus der Erde? Oder wer ist es, der Gewalt über die Ohren und die Augen hat? Und wer bringt das Lebendige aus dem Toten hervor und das Tote aus dem Lebendigen? Und wer regelt die Angelegenheit? Sie werden sagen: Allah.“ [Koran 10:31]
Wie in dem Koranvers angegeben, sagen die meisten Menschen auf diese Argumente hin, dass es einen Gott geben muss. Auch wenn im Laufe der Geschichte einige Menschen Seine Existenz leugneten, so glaubten doch die meisten immer an einen Gott oder ein höheres Wesen. Dies, weil es die Fitra, die natürliche Veranlagung der Menschen ist, dass sie Allah erkennen, wenn sie sich die Wunder des Universums ansehen. Doch das alleine reicht nicht aus. Um den Islam richtig auszuleben, muss man auch Seinen Gesetzen akzeptieren. Zu wissen, dass Allah der alleinige Herrscher und Schöpfer ist, bedeutet auch, zu akzeptieren, dass nur Er das Richtige vom Falschen unterscheiden kann. Er alleine besitzt die Autorität, Gesetze und gottesdienstliche Handlungen vorzugeben. Die Moralvorstellungen der Menschen sind für das Einführen von gerechten und weisen Gesetzen nicht ausreichend. So sagt Allah im Koran:
„Sein ist die Schöpfung und der Befehl. Segensreich ist Allah, der Herr der Welten“ [Koran 7:54].
3. Allahs sind die schönsten Namen und Eigenschaften
„Allahs sind die schönsten Namen; so ruft Ihn damit an“ [Koran 7:180] heißt es im Koran. Er gab sich selbst im Koran Seine Namen und erwähnt Seine Eigenschaften. Daher sollten sich die Menschen keine weiteren Namen ausdenken, um Gott zu beschreiben. Nutzt man Worte wie „Der Autor“ oder „Unbekannter“ als göttliche Namen, so stimmt das nicht mit Koran und Sunna überein und ist daher abzuweisen. Auch darf man die offensichtliche Bedeutung dieser Namen und Eigenschaften nicht verdrehen, indem man sie selbst interpretiert. Teilweise sind die Eigenschaften für den Menschen kaum vorstellbar, da sie nicht im menschlichen Sinne gesehen werden können. Dann sollte man diese Punkte einfach hinnehmen, ohne eine andere Bedeutung hinein zu interpretieren.
Die Namen Allahs weisen auf Seine Vollkommenheit und Seine Fehlerlosigkeit hin. Er ist frei von jedem Mangel oder Defizit. Allah schläft nicht, Er wird nicht müde und Er vergisst nicht [vgl. Koran 2:255]. Alle Seine Eigenschaften, die auch ein Mensch haben kann, sind mit der menschlichen Eigenschaft nicht zu vergleichen. So sieht oder hört Allah nicht wie ein Mensch. Er ist niemals ungerecht. Er hat keine Familie, also keine Eltern und keine Kinder und auch keine Partner oder Helfer. Er braucht niemanden und ist von niemandem abhängig, da er vollkommen ist [vgl. Koran, Sure 112]. So wird Er nicht zum Menschen und braucht diese Erfahrung auch nicht, um das menschliche Wesen zu verstehen. Neben diesen Eigenschaften hat Allah unter anderem folgende Namen:
Al-Qawwiy: der Starke
Al-Ahad: der Eine
At-Tawwab: der Reue-Annehmende
Ar-Rahim: der Allbarmherzige
Al-Hayy: der Immer-Lebende
Al-Qayyum: der Alles-Aufrechterhaltende
Al-Alim: der Allwissende
As-Sami: der Allhörende
Al-Basir: der Allsehende
Al-Afuw: der Vergebende
Neben diesen finden sich in Koran und Sunna noch zahlreiche andere Namen und Eigenschaften Allahs. Sie alle sind vollkommen und können mit den Eigenschaften eines Geschöpfes nicht verglichen werden.
Der Polytheismus (Schirk)
Die größte Verletzung des Tauhids, also des Monotheismus, ist der Schirk, der Polytheismus. Es handelt sich dabei um die gravierendste Sünde im Islam, die unbedingt vermieden werden muss. In keiner anderen Angelegenheit ist der Islam so strikt wie in der Erhaltung des Monotheismus. Verstirbt eine Person im Zustand des Schirks, also als Polytheist, so wird sie für immer von der Gnade Allahs ausgeschlossen. Der große Schirk schließt eine Person aus dem Islam aus, bis sie bereut und wieder zurückfindet. Allah sagt dazu im Koran:
„Wahrlich, Allah wird es nicht vergeben, dass Ihm Götter zur Seite gestellt werden; doch Er vergibt das, was geringer ist als dies, wem Er will. Und wer Allah Götter zur Seite stellt, der hat wahrhaftig eine gewaltige Sünde begangen.“ [Koran 4:48].
Bei jeder anderen Sünde kann man also auf die Vergebung Allahs hoffen. Schirk wird jedoch nur dann vergeben, wenn der Mensch vor seinem Tod aufrichtig bei Allah bereut und zum Tauhid zurückfindet.
Das arabische Wort Schirk steht für die Beigesellung oder die Partnerschaft Gottes und kann in etwa als Polytheismus oder Götzendienerei übersetzt werden. Dies bedeutet, dass man Allah mit anderen Gottheiten assoziiert. Das gilt im Besonderen in den Aspekten, die nur Ihm gebühren, also Seinen Eigenschaften, die Ihm durch den Koran und die Sunna alleinig zugeschrieben werden. Der Schirk kann verschiedene Formen annehmen, die im Folgenden kurz aufgeführt sind.
Der große Schirk
Die Handlungen des großen Schirks werden von Allah nicht vergeben, außer man bereut sie aufrichtig vor dem Tod. Sie widersprechen dem höchsten Sinn der Schöpfung, denn der Erhabene sagt im Koran:
„Und ich habe die Dschinn und die Menschen nur (dazu) erschaffen, damit sie Mir dienen.“ [Koran 51:56]
Begeht eine Person großen Schirk, dann verrichtet er gottesdienstliche Handlungen zu jemand oder etwas anderem als Allah. Dies kann eine falsche Gottheit, ein Prophet, Engel, Heiliger oder ein Idol sein. Ein Beispiel dafür ist es, das Bittgebet an einen anderen zu richten:
„Wenn sie ein Schiff besteigen, rufen sie Allah an, (wobei sie) Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion (sind). Wenn Er sie nun ans Land errettet, gesellen sie sogleich (Ihm wieder andere) bei“ [Koran 29:65].
Das Beantworten eines Bittgebets oder überhaupt jegliche Form von Hilfe darf von keinem anderen als Allah erwartet werden. Dies resultiert aus dem Grundsatz des Tauhids, dass ein Gottesdienst nur Allah gewidmet wird und nur Er es ist, der Hilfe und Erleichterung bringen kann. Der Koran betont in vielen Versen, dass Allah keinen Teilhaber an Seiner Macht hat. Er warnt diejenigen, die glauben, dass ihre Idole für sie Fürsprache einlegen könnten. Denn diese werden gemeinsam mit ihnen am Tag des Gerichts zum Höllenfeuer getrieben werden [Koran 18:52-53]. Viele Christen beten so etwa zu einem Menschen, dem Propheten Jesus, Friede sei mit ihm. Sie glauben, dass er die Göttlichkeit mit Allah teilt, was dem Tauhid widerspricht. Speziell bei den Katholiken kann auch beobachtet werden, dass sie ihre Gottesdienste an Heilige, Engel und an Maria richten. Im Islam werden alle diese Akte der Anbetung als Schirk gesehen. Man betet auch nicht zum Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, oder zu den Gräbern von rechtschaffenen Menschen, um Hilfe zu erflehen.
Außerdem gibt es die Form des großen Schirk, bei der religiösen Führern oder Institutionen uneingeschränkt geglaubt wird. Dies kann dazu führen, dass ein Mensch Gesetze von ihnen akzeptiert, die Gott so nicht vorgeschrieben hat. Deswegen wird im Koran erwähnt:
„Sie (die Juden und Christen) haben ihre Gelehrten und ihre Mönche zu Herren genommen außer Allah […]“[Koran 9:31].
Damit ist nicht gemeint, dass sie diese direkt anbeteten. Vielmehr akzeptierten sie willentlich, dass die Gelehrten die Gesetze von Allahs Religion als verboten erklärten und ihnen Dinge erlaubten, die durch Allah verboten wurden. Dadurch gaben sie ihnen die Autorität, die nur Allah gebührt. Ähnlich verhält es sich, wenn einem Geschöpf ein Teil der göttlichen Liebe gegeben wird. Dazu sagt Allah im Koran:
„Und doch gibt es unter den Menschen manche, die außer Allah andere als Seinesgleichen annehmen und ihnen dieselbe Liebe schenken wie Allah. Aber diejenigen, die (wirklich) glauben, sind stärker in ihrer Liebe zu Allah“ [Koran 2:165].
Der kleine Schirk
Im Gegensatz zum großen Schirk stellt der kleine Schirk zwar die zweitgrößte Sünde im Islam dar, er führt aber nicht dazu, dass ein Mensch aus dem Islam austritt. Bei dieser Form handelt es sich nicht um das direkte Anbeten oder das Richten gottesdienstlicher Handlungen an andere als Allah. Der kleine Schirk passiert vielmehr dann, wenn man religiöse Handlungen für einen weltlichen Nutzen verrichtet, etwa, weil man sich davon einen bestimmten Vorteil oder Bewunderung erhofft. Auch das Schwören bei anderen als Allah, etwa den eigenen Eltern, zählt zu dieser Form des Polytheismus. Ein Muslim schwört nur bei dem Höchsten, Allah, dem Erhabenen. Der Prophet, Friede sei mit ihm, sagte über den kleineren Schirk, dass er der Prahlerei entspricht. Am Tag des Gerichts, wenn die Menschen ihre Löhne erhalten, werden die prahlerischen Menschen zu jenen geschickt, vor denen sie in dieser Welt geprahlt haben. Dann werden sie aufgefordert, sich von ihnen ihren Lohn zu holen, was jedoch nicht möglich sein wird [Ahmad]. Ein Muslim erwartet sich seinen Lohn nur von Allah, dem Erhabenen. Doch selbst, wenn ein Mensch nicht prahlt, kann er den verborgenen Schirk praktizieren. In diesem Fall verrichtet er den eigentlichen Akt der Anbetung für Allah, verschönert diesen jedoch zur Augendienerei der anderen Leute. Der Prophet, Friede sei mit ihm, nannte dazu das Beispiel eines Mannes, der aufsteht und betet. Als er jedoch merkt, dass die Leute ihm dabei zuschauen, verschönert er sein Gebet [vgl. Ibn Khuzaima]. So kann es sein, dass man in Gemeinschaft längere Suren rezitiert oder die Rezitation verschönert, ohne dass man dabei den eigentlichen Gottesdienst für jemand anderen als Allah verrichtet. Die Augendienerei, arabisch Riya genannt, zerstört die spirituellen Vorteile der rechtschaffenen Taten und vernichtet diese. Zudem werden der Person dafür Sünden aufgeschrieben. Es ist schwer, sich von dieser Art des Schirk komplett zu entfernen, da der Wunsch, von Anderen bewundert zu werden, im Menschen tief verankert ist. Um davon loszukommen, hilft es, sich vor jedem Akt der Anbetung bewusst zu machen, dass man diese einzig und allein für Allah ausführt. Das Fassen einer reinen Absicht und das Sprechen von „Bismillah“ (Mit dem Namen Allahs) vor jeder Handlung macht einem seine Beweggründe für die Anbetung jedes Mal bewusst. Außerdem gibt es ein Bittgebet, das der Prophet, Friede sei mit ihm, den Menschen für diesen Fall lehrte:
„Oh Allah, ich nehme meine Zuflucht bei Dir, dass ich Dir etwas beigeselle, worüber ich kein Wissen besitze und ich erbitte Deine Vergebung für das, worüber ich kein Wissen besitze“ [Bukhari].
Beispiele für den Schirk im Alltag
Auch wenn man oft denkt, dass die Götzendienerei der Vergangenheit angehört oder nur noch in anderen Teilen der Welt praktiziert wird, so gibt es doch einige Aspekte des Schirks im Alltag. Dazu gehören etwa die Astrologie und Horoskope. Diese versprechen eine Voraussage der Zukunft basierend auf der Position der Sterne. Muslime wissen jedoch, dass nur Allah, der Erhabene, die Zukunft kennt und dass es somit unmöglich ist, das zukünftige Geschehen anhand der Position der Sterne vorauszusagen. Daher fällt auch die Wahrsagerei unter die Kategorie des Schirks. Das Lesen von Handflächen, in eine Kristallkugel zu sehen oder den Kaffeesatz zu lesen ist alles verboten im Islam und schließt eine Person aus dem Islam aus. Schirk kann auch Aberglauben beinhalten, wie etwa, wenn man die Zahl 13 als Unglückszahl betrachtet. Im Westen ist diese Art des Aberglaubens weit verbreitet, doch es ist Schirk, einer bloßen Zahl die Macht zuzuschreiben, Unglück zu bringen. Ähnlich verhält es sich mit dem Aberglauben, dass bestimmte Tiere oder Gegenstände Glück oder Pech bringen. Denn die Fähigkeit, Gutes oder Schlechtes über die Menschen zu bringen, gehört allein Allah. Keines Seiner Geschöpfe kann einem Menschen ohne Seinen Willen Schaden oder Nutzen bringen:
„Wenn Allah dir Unheil widerfahren lässt, so kann es keiner hinwegnehmen außer Ihm. Und wenn Er für dich etwas Gutes will, so kann keiner Seine Huld zurückweisen“ [Koran 10:107].
Natürlich können Geschöpfe nützlich für andere sein, wie es etwa bei einem Arzt der Fall ist. Der Muslim sollte sich jedoch stets dessen bewusst sein, dass es dennoch Allah ist, der ihn durch den Arzt heilt.
Fazit
Der Tauhid und der Glaube an Allah ist der wichtigste Aspekt des Islams, ohne den er nicht existieren kann. Dementsprechend macht der Schirk den Islam einer Person zunichte. Es gibt viele Formen des Schirk, von denen auch heute noch einige für die Menschen relevant sind. Um sie zu vermeiden, ist es notwendig, einerseits den Tauhid zu erlernen und andererseits auch die Beispiele des Schirk zu kennen. Nur so kann man diese im Alltag vermeiden und sich somit für das Paradies qualifizieren.