Der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, ist für die Muslime der beste Mensch, der jemals gelebt hat. Er stellt das wichtigste Vorbild für sie dar, und ist gleichzeitig der letzte Prophet, der zur Menschheit entsandt wurde. In dieser Rolle übernahm der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, die spirituelle Führung für eine ganze Religionsgemeinschaft. Er stellte sicher, dass die Botschaft Allahs auch die Menschen, die nach ihm leben, unverfälscht erreicht. Sein Leben und seine Aussagen sind noch heute nach dem Koran die wichtigsten religiösen Quellen im Islam. Daher soll dieser Artikel den Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, mit seinem Leben, seinen Charakterzügen und seiner Vorbildfunktion, näher beleuchten.
Seine Biographie
Muhammad, Friede sei mit ihm, wurde im Jahr 570 nach der christlichen Zeitrechnung in Mekka in Arabien geboren, was im heutigen Saudi-Arabien liegt. Seine Abstammung reicht bis zum Propheten Ismael zurück, der einer der beiden Söhne Abrahams war, Friede sei auf ihnen. Der Vater des Propheten starb noch, bevor er geboren wurde. Als Muhammad sechs Jahre alt war, starb auch seine Mutter Aminah, weshalb er alsdann in die Obhut seines Großvaters Abdul Muttalib kam. Doch auch dieser starb zwei Jahre später. Daraufhin kam der junge Muhammad zu seinem Onkel Abu Talib, bei dem er längere Zeit bleiben konnte.
Die Kindheit des Propheten war also vorwiegend schwer und von dem Tod vieler nahen Familienmitgliedern geprägt. Abu Talib zog ihn jedoch zu einem Geschäftsmann heran, der in seiner gesamten Umgebung geschätzt war. Muhammad wurde zu einem vertrauenswürdigen Mann, der dafür bekannt war, zu seinem Wort zu stehen. Daher erhielt er auch den Spitznamen „Al-Amin“, was so viel wie „der Vertrauenswürdige“ heißt.
Als Muhammad, Friede sei mit ihm, 25 Jahre alt war, heiratete er die wohlhabende Witwe Khadijah. Diese Ehe war voller Liebe und Zuneigung. Dennoch gab es auch Trauer. Das Paar hatte drei Söhne und vier Töchter, doch alle männlichen Kinder starben noch im Kindesalter. Daraufhin nahm der Prophet, Friede sei mit ihm, den jungen Sklaven Zaid als seinen Sohn an. In dieser Zeit seines Lebens war Muhammad sehr ruhig und nachdenklich geworden. Er fing an, sich immer häufiger zu isolieren. Einer seiner beliebtesten Rückzugsorte war die Höhle Hira, die nicht weit von Mekka entfernt ist.
In seinem vierzigsten Lebensjahr wurde Muhammad, Friede sei mit ihm, zum Gesandten Gottes berufen. Als ein Prophet wurde er von Gott auserwählt, von seinem Schöpfer Nachrichten zu empfangen und diese den Menschen mitzuteilen. Diese Tatsache wurde bereits in den früheren Schriften, etwa im alten sowie auch im neuen Testament der Bibel, angekündigt. Die erste Offenbarung empfing Muhammad, Friede sei mit ihm, in der Höhle Hira. Als er sich wie gewohnt dorthin zurückzog, um in sich zu kehren und nachzudenken, erschien ihm der Engel Jibril (Gabriel). Dieser überbrachte dem Propheten die erste Botschaft des Korans. Es waren die Worte:
"Lies, im Namen deines Herrn, der erschaffen hat!“ [Koran 96:1]
Doch Muhammad, Friede sei mit ihm, war verwirrt, denn er konnte weder lesen noch schreiben. Der Engel forderte ihn wieder und wieder dazu auf. Diese Begegnung ließ den Propheten, Friede sei mit ihm, erschöpft und verängstigt zurück [Bukhari, Muslim].
Über die nächsten 23 Jahre wiederholten sich diese Offenbarungen, wobei sie auf unterschiedliche Art und Weise geschahen. Manchmal sah der Prophet, Friede sei mit ihm, Jibril in Menschengestalt, manchmal war die Offenbarung wie eine innere Eingebung [Bukhari].
Die Gesamtheit dieser Offenbarungen, der Koran, wurde zum größten Wunder Muhammads. Viele der früheren Propheten hatten Wunder vollbracht wie das Heilen von Krankheiten, das Spalten des Meeres oder Ähnliches, welche heute nicht mehr nachweisbar sind. Das größte Wunder Muhammads aber, der Koran, steht noch heute zur Verfügung und ist ein Beweis für seine Wahrhaftigkeit als Prophet. Darüber hinaus ist der Koran die Grundlage der Religion des Islams.
Hierbei ist es jedoch wichtig zu erwähnen, dass Muhammad selbst keinen Einfluss auf den Koran hatte. Sein Wissen über das Verborgene und die Zukunft war begrenzt auf das, was Allah ihm offenbarte. Er war weder göttlich, noch wird er von den Muslimen angebetet. Vielmehr war er ein Mensch, der wie alle Menschen geschaffen wurde, und ein Prophet in einer langen Kette von Propheten. So sagte er, Friede sei mit ihm, selbst:
„Die Propheten sind alle Brüder väterlicherseits. Ihre Mütter sind unterschiedlich, aber ihre Religion ist dieselbe“ [Bukhari]. Dies bezieht sich logischerweise auf die ursprüngliche Version der jeweiligen Religionen. Jeder der Propheten Allahs wurde mit der wahren Religion zu ihren Völkern entsandt. Danach verfälschten die Menschen jedoch Gottes Religion und führten ihre eigenen Gesetze ein oder ließen Gebote und Verbote einfach aus. Daher ist heute nur noch der Islam, die letzte Religion, unverfälscht, wie Gott sie für die Menschen vorgesehen hat.
Äußerliche Merkmale
Über das äußere Erscheinungsbild des Propheten, Friede sei mit ihm, gibt es einige Beschreibungen der Prophetengefährten.
Anas b. Malik etwa beschrieb ihn als einen Mann mit durchschnittlicher Größe, weder besonders groß noch besonders klein. Ebenso war seine Hautfarbe weder weiß noch sehr braun, sondern ein rosiger Ton in der Mitte. Die Haare des Propheten, Friede sei mit ihm, waren gewellt [Bukhari]. Abu Hurayrah sagte, er hatte noch nie jemand Schöneren als Muhammad, Friede sei mit ihm, gesehen, sein Gesicht strahlte [Ahmad, Tirmidhi].
Der größte jüdische Gelehrte Medinas, Abdullah b. Salam, sah den Propheten und sagte über sein Gesicht: „Bei Allah, das ist nicht das Gesicht eines Lügners“ [Tirmidhi].
Ali, der Cousin des Propheten, sagte außerdem, dass auch dessen Gewicht durchschnittlich war und der Prophet nicht dünn, aber auch nicht dick war. Seine Schultern waren breit, genau wie seine Hände und Füße [Tirmidhi].
Das Gesicht des Propheten war gerundet und er hatte große, dunkle Augen mit langen und dichten Wimpern [Tirmidhi]. Auch sein Haar war lang und reichte bis zu seinen Ohrläppchen, manchmal auch bis zu den Schultern [Bukhari, Muslim, Abu Dawud]. Sowohl sein Haar als auch sein Bart waren schwarz. Als der Prophet, Friede sei mit ihm, starb, hatte er insgesamt nicht einmal 20 graue Haare [Bukhari].
Bekannt ist es auch, dass der Prophet, Friede sei mit ihm, großen Wert auf Sauberkeit und Körperhygiene legte. So benutzte er häufig Parfum [Bukhari, Muslim]. Dies, da er die Menschen in seiner Umgebung mit einem schönen Geruch erfreuen wollte. An dieser Tatsache kann man erkennen, dass er sich sehr viele Gedanken um sein Umfeld machte.
Auch seine Zähne pflegte er mehrmals täglich mit einer natürlichen Zahnbürste aus Holz, dem Siwak [Ahmad].
Über die Kleidung Muhammads kann gesagt werden, dass sie den Gebräuchen der damaligen Zeit entsprach. So trug er oftmals einen schwarzen Turban [Muslim]. Die liebste Kleidung des Propheten war der Qamis, eine Art Gewand ähnlich einem Kleid. Dieses trug er mit langen Ärmeln. Das Gewand reichte ihm bis zur Mitte seines Schienbeins, manchmal bis kurz über seine Fußknöchel. Der Prophet, Friede sei mit ihm, trug niemals etwas, was länger als das war, denn dies ist den Männern im Islam nicht erlaubt [Abu Dawud, Tirmidhi].
Charakterliche Merkmale
Der Prophet, Friede sei mit ihm, hatte ein gepflegtes und schönes Äußeres, doch sein Charakter war noch vorbildlicher und bemerkenswerter. Daher handeln die folgenden Unterkapitel von seinen edelsten Eigenschaften.
Barmherzigkeit gegenüber Unwissenden
Eine der Eigenschaften des Propheten, Friede sei mit ihm, die am meisten heraussticht, war seine Barmherzigkeit gegenüber allen anderen Geschöpfen. Diese zeigt sich in vielen Überlieferungen über sein Leben.
So handelte er barmherzig, als ein Beduine in die Moschee kam, in der sich der Prophet mit seinen Gefährten gerade befand und dort in eine Ecke urinierte. Seine Gefährten versuchten, den Mann von der Handlung abzubringen und forderten ihn laut auf, aufzuhören. Doch der Prophet, Friede sei mit ihm, befahl ihnen, den Beduinen beim Wasserlassen nicht zu unterbrechen und ihn in Ruhe zu lassen. Als er fertig war, rief er ihn zu sich und erklärte ihm ruhig, dass ein solches Verhalten in einer Moschee nicht angebracht ist. Danach bat er seine Gefährten, einen Eimer Wasser zu bringen und damit die Stelle von dem Urin zu reinigen [Muslim].
In dieser Erzählung zeigt sich, dass der Prophet, Friede sei mit ihm, ruhig bleiben konnte und weise und schlau reagierte. Zur Zeit des Propheten waren die Beduinen oftmals sehr ungebildet und dadurch auch unzivilisiert. Sie lebten weitab von Städten in der Wüste und kannten die Gepflogenheiten in der Stadt kaum. Dies wusste der Prophet, Friede sei mit ihm. Er behandelte den Beduinen sanft und milde, da er wusste, dass dieser es nicht besser wusste. Er besaß eine außergewöhnliche Menschenkenntnis und wusste immer, wie man die Menschen am gerechtesten behandelt.
Barmherzigkeit gegenüber Feinden
Doch der Prophet war nicht nur zu Menschen barmherzig, die durch ihre Unwissenheit entschuldigt waren. Auch gegenüber seinen Feinden war er stets vergebend, in Situationen, in denen andere die Geduld verloren hätten.
Einer seiner erbittertsten Feinde war Abu Jahl. Er war der Kopf der Quraisch, der führende und mächtigste Stamm zur damaligen Zeit. Dieser Stamm herrschte über Mekka und lehnte den Islam nicht nur ab, sondern bekämpfte ihn auch. Abu Jahl schmähte und beleidigte den Propheten, Friede sei mit ihm, bei jeder Gelegenheit. So bewarf er ihn im Gebet mit den Innereien eines Kamels, hielt den Onkel des Propheten davon ab, den Islam anzunehmen und bedrohte diejenigen, die den Muslimen halfen [Bukhari].
Dennoch rächte sich der Prophet nicht, sondern begegnete diesen Schmähungen mit Geduld. In einer Überlieferung wird berichtet, dass er sogar ein Bittgebet dafür sprach, dass entweder Abu Jahl oder Umar b. al-Khattab den Islam annehmen. Beide waren erbitterte Feinde der Muslime. Allah erhörte das Bittgebet und ließ Umar b. al-Khattab den Islam annehmen [Tirmidhi]. Der Prophet erkannte, dass Abu Jahl Führungsqualitäten und Charisma hatte, was den Muslimen geholfen hätte, wäre er zu ihnen übergetreten.
Zudem sah der Prophet sich verantwortlich, die Menschen, die den Islam ablehnten, vor dem Höllenfeuer zu retten. So verglich sich der Prophet mit einem Mann, der ein Feuer anzündet, woraufhin Motten und andere Insekten von dem Feuer angezogen werden und auf es zufliegen. Der Mann versucht, die Tiere davon abzuhalten, sich selbst zu verbrennen. Ebenso versuchte Muhammad, Friede sei mit ihm, die Menschen vom Höllenfeuer zurückzuhalten, doch einige konnte er nicht retten [Muslim].
Barmherzigkeit gegenüber Kindern und Tieren
Den Kindern schenkte der Prophet, Friede sei mit ihm, besondere Barmherzigkeit und Aufmerksamkeit. Er spielte mit ihnen, küsste und streichelte ihre Köpfe und sprach Bittgebete für sie, obwohl dieses Verhalten in der damaligen Zeit nicht die Norm war. Dies tat er auch, wenn er an einem Ort zu Besuch war und sich dort Kinder befanden [an-Nasai]. Als er einmal von einem Mann dabei beobachtet wurde, sprach dieser ihn an. Er erzählte ihm, dass er zehn Kinder hätte, aber noch nie habe er eines davon geküsst. Der Prophet, Friede sei mit ihm, entgegnete ihm: „Wer keine Barmherzigkeit zeigt, dem wird auch keine Barmherzigkeit gezeigt“ [Muslim]. Damit meinte er, dass Allah, der Barmherzige, sich nur derer erbarmt, die auch selbst Barmherzigkeit gegenüber anderen zeigen.
Doch die Barmherzigkeit des Propheten, Friede sei mit ihm, beschränkte sich nicht nur auf die Menschen, er zeigte sie auch gegenüber den Tieren. Er schlug niemals ein Lebewesen, sei es eine Frau, ein Sklave oder ein Tier, mit seiner Hand [Muslim]. Seine Barmherzigkeit zu den Tieren zeigt sich in einer Überlieferung von Ibn Masud, der mit ihm auf einer Reise war. Als der Prophet eine Zeit abwesend war, fanden die Gefährten einen roten Vogel, der zwei junge Vögel bei sich hatte. Sie nahmen die Küken, woraufhin die Vogelmutter kam und sich aufplusterte. Als der Prophet, Friede sei mit ihm, zurückkam, sah er dies und befahl den Gefährten, ihr ihre Küken zurückzugeben, da sie der Mutter einen Schrecken eingejagt hatten [Abu Dawud].
Ebenso verbat Muhammad es, Lasttiere wie Kamele und Pferde zu schwer zu beladen [Abu Dawud] und Tieren ein Brandzeichen im Gesicht zu geben [Muslim].
Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit
Muhammad, Friede sei mit ihm, setzte sich immer für die Wahrheit und die Gerechtigkeit ein. Er handelte nach dem bekannten deutschen Sprichwort: „Was du nicht willst, was man dir tu, das füge auch keinem anderen zu“. So sagte er in einer Überlieferung: „Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll die anderen Menschen so behandeln, wie er will, dass man ihn selbst behandelt“ [Muslim].
Sein Gerechtigkeitssinn hielt ihn davon ab, seine Stellung als Propheten auszunutzen, um einen Vorteil zu erhalten. So mussten sich am Tag der Schlacht von Badr immer drei Männer ein Kamel teilen, da nicht genügend Reittiere zur Verfügung standen. Aus diesem Grund wechselten sich die Männer beim Reiten ab, so dass immer zwei zu Fuß gehen mussten. Als der Prophet, Friede sei mit ihm, absteigen wollte, boten seine Gefährten ihm an, zu Fuß weiterzugehen und ihm den Vortritt zu lassen, das Kamel zu reiten. Der Prophet jedoch sagte: „Weder seid ihr beide stärker als ich, noch bin ich der Belohnung (für das Gehen zu Fuß) weniger bedürftig.“ Er stieg ab und ließ seine Gefährten sitzen [Nasai, Ahmad]
Tapferkeit
Obwohl der Prophet, Friede sei mit ihm, geduldig und barmherzig war, darf nicht der Eindruck aufkommen, dass diese Eigenschaften ihn unmännlich oder feige machten. Er war zwar milde und nachsichtig, doch er hatte auch die Eigenschaften der Tapferkeit, besaß Mut und Entschlossenheit und war oftmals furchtlos. So war er am Tag der Schlacht von Badr der Schutz der Muslime. Er stellte sich an die Stelle, die dem Feind am nächsten war. Dies bestätigt al-Bara, der den Propheten, Friede sei mit ihm, als den Tapfersten im Kampf beschrieb. Außerdem sagte er, dass er den gegnerischen Angriffen nicht nachgab und immer weiter nach vorne marschierte [Bukhari, Muslim].
Bescheidenheit
In Bezug auf seinen Charakter war der Prophet sehr bescheiden. Er zeigte nie Arroganz, sondern verachtete den Hochmut. Dieser ist im Islam verboten, denn Muhammad, Friede sei mit ihm, sagte: „Wer in seinem Herzen auch nur einen Funken an Hochmut hat, wird das Paradies nicht betreten“ [Muslim].
Doch auch in den materiellen Gütern war er sehr genügsam. So war sein Haus sehr schlicht eingerichtet, da der Prophet keinen Wert auf einen hohen Lebensstandard legte. Seine Selbstlosigkeit führte dazu, dass er wenig eigenen Besitz hatte, da er meist alles mit den Armen und Bedürftigen teilte. Doch trotz seiner Bescheidenheit achtete er immer auf ein gepflegtes und sauberes Äußeres, was auch dem Unterkapitel über seine äußeren Merkmale entnommen werden kann.
Ibn Abbas berichtet, dass der Prophet, Friede sei mit ihm, auf einer Matte aus Palmfaser geschlafen hat. Dieses Material ist sehr dünn und es hinterließ Abdrücke auf dem Körper des Propheten. Die Gefährten waren traurig darüber, dass ihr Anführer ein solch bescheidenes Leben führte, während die Anführer anderer Völker den Luxus genossen. Doch der Prophet meinte dazu nur, ob sie nicht damit zufrieden wären, dass diese Anführer die diesseitige Welt genießen, sie jedoch das Jenseits genießen würden [Bukhari].
In einer anderen Überlieferung wird berichtet, dass der Prophet sagte, dass man auf dieser Welt wie ein Fremder oder ein Durchreisender sein sollte [Bukhari]. Das diesseitige Leben sollte nur als Zwischenstation auf dem Weg ins Jenseits angesehen werden. Eine solche Denkweise führt zu mehr Bescheidenheit, da man sich der Tatsache bewusst ist, dass alle materiellen Güter vergänglich sind. Auch zur damaligen Zeit besaßen die Herrscher und Könige viele Schätze und großen Reichtum. Der Prophet, Friede sei mit ihm, interessierte sich dafür jedoch auch dann nicht, als er kurz vor seinem Tod der Herrscher über die gesamte arabische Halbinsel war und seine finanzielle Lage sich erheblich gebessert hatte.
Im Islam ist Reichtum nicht verpönt oder verboten und es gibt keine Quellen, die besagen, dass ein wahrer Muslim arm sein muss oder als Asket leben sollte. Der materielle Besitz und das Streben danach sollte jedoch nicht zum Mittelpunkt des Lebens werden, wie es in der heutigen Zeit oftmals der Fall ist. Der Muslim ist Allah dankbar und ist sich bewusst, dass Reichtum nur von Ihm kommt. Gleichzeitig stellt er Erfolg nicht mit Reichtum gleich, denn er weiß, dass der wahre Erfolg das Wohlgefallen Allahs ist und der Geehrteste unter den Menschen derjenige ist, der die meiste Gottesfurcht hat [Koran 49:13].
Der Prophet als Prediger
Als Prophet nahm Muhammad, Friede sei mit ihm, mehrere Rollen in der Gesellschaft ein, unter anderem die des Predigers, der andere über die Religion belehrte. Darin war er der beste, denn er praktizierte alles, was er predigte, und diente selbst als Vorbild für die Gläubigen.
Von den Überlieferungen seiner Predigten sieht man, dass sie in einer Sprache gehalten wurden, die zur damaligen Zeit jeder verstand. Er verzichtete auf zu komplizierte Worte und zu lange Predigten. Damit konnte der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, auch das einfache Volk erreichen. Dennoch bediente er sich bei seinen Ansprachen rhetorischer und didaktischer Mittel, indem er viele Gleichnisse und Gestiken einbaute oder Wichtiges wiederholte.
Um die Predigten interessant zu halten, hob der Prophet dabei seine Stimme und sprach manchmal eindringlich, „als würde er vor einer feindlichen Armee warnen“ [Ibn Majah]. Er pflegte mit seinem Zeige- und Mittelfinger zu verdeutlichen, wie nahe seine Entsendung als Prophet und der jüngste Tag zeitlich voneinander entfernt sind [Ibn Majah]. Auch Zeichnungen im Sand benutzte er, um einen Sachverhalt deutlicher darzustellen [Bukhari]. Diese Mittel der Gestik und bildlichen Darstellung werden noch heute bei Vorträgen als sehr wichtig erachtet. Sie machen eine gute Präsentation aus und wecken das Interesse der Zuschauer.
Der Prophet als Staatsmann
Als Führer der Muslime sowohl in religiösen als auch in politischen Angelegenheiten war Muhammad, Friede sei mit ihm, auch Staatsmann. Seine Politik war geprägt von Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Ein Beispiel dafür ist, dass er auf Allahs Geheiß die Zakat, die Armensteuer einführte, welche eine Säule des Islams darstellt. Allgemein gibt der Islam den Armen und Mittellosen viele Rechte. So wird auch berichtet, dass der Prophet sagte: „Sucht die Schwachen, denn ihr bekommt die Versorgung und die Hilfe Allahs nur dafür, dass ihr euch um die Schwachen der Gesellschaft kümmert“ [Abu Dawud].
Ein weiterer, sehr bekannter Aspekt der Politik Muhammads ist die Gesellschaftsregel, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten. Dies gilt in jeder Situation, die in einer Gesellschaft vorkommen kann. Verhält sich ein Kind schlecht gegenüber einer älteren Person, so ist es Pflicht, das Kind darauf aufmerksam zu machen und es freundlich zurechtzuweisen. Kann ein Freund etwas Gutes für seine Familie tun, dies ist ihm jedoch nicht bewusst, so weist man ihn darauf hin. Dies macht eine gesunde Gesellschaft aus: Man hält sich gegenseitig dazu an, Gutes zu tun und Schlechtes zu unterlassen. Der Prophet, Friede sei mit ihm, verglich diesen Grundsatz mit einem Boot, auf dem sich mehrere Menschen befinden. Schlägt einer nun ein Loch in das Boot, um an Wasser zu kommen, so hat er möglicherweise dabei eine gute Absicht, nämlich eine Wasserversorgung für die Besatzung zu schaffen. Jedoch wird durch diese Tat das Boot sinken und die komplette Besatzung des Boots geht unter. Daher ist es wichtig, sich einzubringen und eine solche Tat erst gar nicht zuzulassen, denn die Fehler der Einzelnen haben eine Auswirkung auf die gesamte Gesellschaft [Bukhari].
Diese Regel wandte der Prophet, Friede sei mit ihm, in seiner eigenen Staatsführung an. Auch heute sollten die Muslime diesen Grundsatz weiterführen. Um das Gegenüber jedoch nicht bloßzustellen, sollte man darauf achten, Ratschläge im Privaten zu geben.
Der Prophet als Mensch
In den zwischenmenschlichen Beziehungen war Muhammad, Friede sei mit ihm, sehr respektvoll und gerecht. Er schätzte Menschen mit einer niedrigen gesellschaftlichen Stellung und brachte ihnen die gleiche Achtung entgegen wie denjenigen hohen Ranges. Dies kann in einer Überlieferung gesehen werden, die von einer alten, schwarzen Person handelt, die freiwillig für die Beseitigung des Abfalls in der Moschee sorgte. Eines Tages fiel dem Propheten, Friede sei mit ihm, auf, dass sie nicht anwesend war, weshalb er nach ihr fragte. Die Gefährten antworteten ihm, dass sie gestorben sei. „Warum habt ihr mich nicht informiert?“ fragte der Prophet, Friede sei mit ihm, und wollte das Grab der Person sehen. Dort betete er für sie das Beerdigungsgebet [Bukhari]. Die Gefährten erachteten die alte Person, die die Moschee putzte und den Müll entsorgte, als nicht wichtig genug, um sie beim Propheten zu erwähnen. Doch bei ihm, Friede sei mit ihm, war jede Person wertvoll und gleich.
Der Prophet, Friede sei mit ihm, scherzte auch, jedoch sprach er dabei immer die Wahrheit [Tirmidhi]. Das heißt, er log nicht, um damit die Menschen zum Lachen zu bringen, wie es heute oft üblich ist. Auch sagte er, dass es nicht erlaubt sei, einen anderen Muslim zu verängstigen, wie es bei einem Streich passieren kann [Abu Dawud] oder ihm etwas spaßeshalber wegzunehmen [Al-Adab Al-Mufrad]. Dennoch konnten die Gefährten, seine Frauen und Kinder Spaß mit dem Propheten, Friede sei mit ihm, haben. Er hatte oft ein warmherziges, breites Lächeln, auch wenn er scherzte. Er lachte nie laut oder mit weit geöffnetem Mund, sondern grinste meistens eher, wie die Gefährten berichteten [Bukhari, Muslim].
In Gesprächen war Muhammad, Friede sei mit ihm, höchst respektvoll zu seinem Gegenüber. Auch, wenn er einer anderen Meinung war, unterbrach er den Redefluss des Anderen nicht, sondern ließ ihn immer ausreden [Ibn Hisham]. Dadurch bekam jeder, der mit ihm redete, den Eindruck, dass der Prophet ihn besonders mochte und er wertvoll für ihn war [Bukhari]. Diese Kleinigkeiten, die Wertschätzung ausdrücken, sollten auch die heutigen Muslime berücksichtigen, um untereinander Zuneigung und Liebe zu kultivieren.
Fazit: Der Prophet als Vorbild
Nachdem nun einige der Charaktereigenschaften und der Gepflogenheiten des Propheten erklärt wurden, lässt sich erkennen, dass diese auch heute noch vorbildlich sind und von den Muslimen übernommen werden sollten. Dass der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, den Muslimen als Vorbild dient, hat seinen Ursprung im Koran:
„Ihr habt ja im Gesandten Allahs ein schönes Vorbild, und zwar für jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft.“ [Koran 33:21]
Durch das Vorbild des Propheten wissen die Muslime, wie sie Gottes Gebote umzusetzen haben. Sowohl sein Charakter, als auch seine Handlungen in verschiedensten Situationen sind maßstäblich für die Muslime. Der Charakter Muhammads wurde ebenfalls von Allah im Koran gelobt, als Er sagte:
„Und du bist wahrlich von großartiger Wesensart.“[Koran 68:4]
Dies gilt nicht nur in religiösen Themen, sondern erstreckt sich auch auf viele Situationen des Alltags, weshalb die Überlieferungen auch oftmals alltägliche Verhaltensweisen des Propheten beinhalten. Die Gefährten, die seine Schüler waren, sind ebenfalls Vorbilder und diejenigen, die die Erzählungen und Aussagen des Propheten überlieferten.
Besonders in der heutigen Zeit sind bekannte Vorbilder meist jedoch genau das Gegenteil von Muhammad, Friede sei mit ihm, und seinen Gefährten. Eigenschaften wie Barmherzigkeit, Milde und Nachsicht werden als Schwäche angesehen in einer Gesellschaft, die Egoismus und materiellen Reichtum als die einzig erstrebenswerten Eigenschaften ansieht. Besonders Jugendliche haben Vorbilder, etwa aus der Rap- oder Sportszene, die gewalttätig und ordinär sind, weder Frauen noch Schwächere achten und ihr Geld auf eine Art und Weise verdienen, die im Islam nicht erlaubt ist. Ist man diesen Menschen, besonders in einem jungen Alter, ausgesetzt, ist es nicht verwunderlich, wenn man etwas ihrer Ideologie übernimmt. Dies passiert jedoch auch innerhalb der normalen Gesellschaft. Auch am Arbeitsplatz oder im privaten Leben ist selten Platz für Nachsicht und Barmherzigkeit. Daher sollte man regelmäßig sein Umfeld reflektieren, damit dessen Werte nicht die eigenen beeinflussen. Die Kälte dieser Gesellschaft sollte einen nicht dazu bringen, das Vorbild Muhammads zu vergessen und so zu handeln wie die meisten anderen Menschen. Es ist wichtig, sich einerseits mit Menschen zu umgeben, die einen an das korrekte islamische Verhalten erinnern, und andererseits stets zu reflektieren und sich mit dem Leben und den Eigenschaften Muhammads auseinander zu setzen. Nur so kann man ihm, Friede sei mit ihm, folgen und dadurch die Religion in ihrer schönsten Art und Weise praktizieren.